Geschichte

Die Naundorfer Märchenglasfenster

Ein Beitrag von Gudrun Täubert

Generationen von Naundorfer Schulkindern sind daran gewöhnt, dass sie beim Betreten ihrer Schule von neun farbigen Märchenglasbildern empfangen werden. Fast täglich sehen sie die bekannten Szenen aus „Rotkäppchen und der Wolf„, „Frau Holle„, „Brüderchen und Schwesterchen„, „Dornröschen„, dem „Sterntaler„, dem „Gestiefelten Kater„, dem „Armen und dem Reichen„, dem „Wolf und den sieben Geißlein“ und der Sage vom „Riesenspielzeug“ – alle vereint in einem großen Treppenhausfenster.

Vor allem in der Morgensonne entwickeln die farbigen Glasfenster einen ganz eigenen Zauber, und manches Kind nimmt sicher etwas von dieser heiter-romantischen Stimmung mit in den Tag.
Schon für ihre Eltern, Groß- und Urgroßeltern gehörten die Bilder zum Schulalltag.
Aber dass ihre Fenster einst zu den schönsten Jugendstilmärchenfenstern Ostdeutschlands gezählt werden würden, hätte wohl keiner von ihnen gedacht. Erhard Remmert rechnet in seinem 1994 erschienenen Buch „Jugendstilfenster in Ostdeutschland“ das Sterntaler-Bild sogar zu den schönsten Märchenfenstern Deutschlands.

Wer war aber nun der Künstler, von dem die Motive für die Glasfenster stammen? Das war eine Frage, auf die es über Jahrzehnte keine Antwort gab. 2005, zum 100-jährigen Bestehen der Schule, kam uns der Zufall in Person eines netten, älteren Herrn aus Chemnitz zu Hilfe. Er besaß eine Postkartensammlung mit diesen Märchenmotiven, die er auch über den Bombenhagel des II. Weltkrieges retten konnte. Auf seinen Postkarten stand der Name des Künstlers: Paul Hey. Dieser lebte von 1867 bis 1952, ab 1918 Professor an der Münchener Kunstakademie, Maler und Grafiker und deutschlandweit besonders durch seine Märchenillustrationen bekannt. Zwischen 1900 und 1920 wurden viele seiner Märchenmotive als Roll- und Wandbilder für die Schulen Sachsens gedruckt.
1918 entstand, angeregt durch den Musiklehrer Walter Nietzsch, bei den Schulabgängern die Idee, eines dieser Bilder als Glasbild zu verewigen. Sie wählten das Sterntalermotiv aus.

(Den vollständigen Artikel von Gudrun Täubert finden Sie hier und auch in den Naundorfer Nachrichten Nr. 31 und Nr. 32)

(Der folgende Abschnitt stammt aus der Feder von Gabriele Werner)

Die Bilder sind Kopien, zum Teil Ausschnitte aus Schulwandbildern, die der Verlag C.C. Meinhold & Söhne Dresden druckte. Die Serie hieß Meinholds Schul- und Wandbilder und ist zwischen 1900 und 1920 erschienen.
Fast einhundert Jahre mussten vergehen, bis wiederum ein Lehrer auf die Idee kam, weitere Glasfenster stiften zu lassen. Zum 100. Geburtstag der Schule wurde die Tradition, Schulabgänger und ihre Eltern stiften gemeinsam etwas Bleibendes, weitergeführt. Das neunteilige Flurfenster im oberen Stockwerk war, bis auf ein Ornament im Mittelteil (Der Bienenkorb – Sinnbild der Schule mit seinen fleißigen Schülern), frei und bot Raum für neue Gestaltungen.
So kamen im Juni 2005 der „Froschkönig“ und „Aschenputtel“ hinzu, wie die „Sächsische Zeitung“ am 18.6.2005 berichtete.
Als weitere Bilder folgten:

2008  – „Gänsemagd

2009 – „Rattenfänger von Hameln

2013 – „Rumpelstilzchen

2016 – „Hänsel und Gretel

2020 – „Rapunzel“ und „Bremer Stadtmusikanten“