Die kleine Alt-Gemeinde Lindenau ist schnell durchschritten und ehe man sich versieht, befindet man sich auf dem Terrain von Kötzschenbroda-Oberort. Auf kürzestem Wege geht es dann bergab ins so genannte „Mohrenhaus“. Die weitläufige Anlage am Westhang des Leimgrundes gehört bereits zur Alt-Gemeinde Niederlößnitz, welche es allerdings zu jener Zeit als der Leipziger Kaufmann Ludwig Pilgrim das Grundstück im Jahr 1819 erwarb, so noch gar nicht gab, denn die Gründung der Gemeinden Niederlößnitz und Oberlößnitz erfolgte zwei Jahrzehnte später. Auch die markante schlossartige Villa wurde erst vom Nachbesitzer errichtet. Ein Rundgang durch Haupthaus und Park wird Auskunft geben. Dass es Pilgrim war, der das gegenüberliegende Wäldchen, den späteren Waldpark, zum Zwecke der öffentlichen Nutzung anlegen ließ und dass er zu den Gründern der älteste deutschen „Fabrik moussierender Weine“ gehörte, ist kaum bekannt. Auf diese, wie auf viele andere Geschichten über verdienstvolle Persönlichkeiten, die zur Entwicklung der Lößnitzstadt maßgeblich beigetragen haben, können sich die Expeditionsteilnehmer freuen.
Wann und wie sich die einstigen Winzerdörfer zur städtischen Großgemeinde entwickelt haben, soll ebenfalls Erwähnung finden. Kleine Winzerhäuser, repräsentative Herrenhäuser und Villen am Fuße der Weinhänge werden sowohl in der Nieder- als auch der Oberlößnitz den Expeditionsteilnehmern Einblick gewähren. Schattenspendende Parkanlagen mit altem Baumbestand stehen im Kontrast zu sonnigen Weinhängen in steiler Lage und sorgen für reichlich Abwechslung auf der Erkundungstour.
Doch eine Station ist in diesem Jahr von besonderer Wichtigkeit. Aus Anlass des 80. Stadtgeburtstages soll im ehemaligen Niederlößnitzer Rathaus mit einer Dokumentation an die verdienstvollen Kommunalpolitiker Oswald Hans (1866–1946), Bruno Hörning (1868–1935) und Dr. Wilhelm Brunner (1899–1944) erinnert werden. Der Aufenthalt verbindet sich hier mit einer musikalischen Darbietung und einer Besichtigung der ehemaligen Amtsräume, welche heute von der Musikschule genutzt werden. Traditionell erfolgt an der Grenze zwischen Nieder- und Oberlößnitz die Begrüßung der Ankömmlinge mit Brot und Salz, Wasser und Wein. Die Lindenauer übergeben den legendären Staffelstab mit einer kleinen Zeremonie an die Abgesandten aus Nieder- und Oberlößnitz.
(Quelle: Vorschau & RückblickAugust 2015; Beitrag von Karin Baum) https://www.vorschau-rueckblick.de/2015/08/radebeuler-begegnungen/